Schlimm, dass dies Opfer noth thut! Viel schlimmer freilich, wenn der Einzelne anders denken und seine Erhaltung und Entwicklung wichtiger nehmen sollte, als seine Arbeit im Dienste der Gesellschaft! Und so beauert man diesen Jüngling, nicht um seiner selber willen, sondern weil ein ergebenes und gegen sich rücksichtsloses
Werkzeug -ein sogenannter “braver Mensch”-durch diesen Tod der Gesellschaft verloren gegangen ist. Vielleicht erwägt man noch, ob es im Interesse der Gesllshaft nützlicher gewesen sein würde, wenn er minder rücksichtslos gegen sich gearbeiter und sich länger erhalten hätte-ja man gesteht sich wohl einen Vortheil davon zu, schlägt aber jenen andern Vortheil, dass ein
Opfer
gebracht ist und die Gesinnung des Opferthiers sich wieder enimal
augenscheinlich
bestättigt hat, für höher und nachhaltiger an. Es ist also enimal die Werkzeug-Natur in den Tugenden, die eigentlich gelobt wird, wenn die Tugenden gelobt warden, und sodann der blinde in jeder Tugend waltende Trieb, welcher durch den Gesammt-Vortheil des Individuums sich nicht in Schranken halten lässt, Kurtz: die Unvenunft in der Tugend, vemöge deren das Einzelwesen sich zur Funktion des Ganzen umwandeln lässt. Das Lob der Tugenden ist das Lob von etwas
und die Kraft zur höchsten Obhut über sich selber nehmen-Freilich: zur Erziehung und zur Einverleibung tugendhafter Gewöhnheiten kehrt man eine Reihe von Wirkungen der Tugend heraus, welche Tugend und Privat-Vortheil als verschwister erscheinen lassen-und es giebt in der That eine solche Geschwisterschaft! Der blind wüthende Fleiss zum Beispiel, diese typische Tugend eines Werkzeugs, wird dargestellt als der Weg zu Reichthum und Ehre und als das heilsamste Gift gegen die Langweile und die Leidenschaften: aber man verschweigt seine Gefahr, seien höchste Gefahrlichkeit. Die Erziehung verfähurt durchweg so: sie sucht den Einzelnen durch eine Reihe von Reizen und Vortheilen zu einer Denk-und Handlungsweise zu bestimmen, welche, wenn sie Gewohnheit, Trieb und Leidenschaft geworden ist,
wider seinen leizten Vortheil , aber “zum allgemeinen Besten” in ihm und über ihun herrscht. Wie oft sehe ich es, dass der blind wüthende Fleiss zwar Reichthümer und Ehre schafft, aber zugleich den Organen die Feinheit nimmt, vermöge deren es einen Genuss an Reichthum und Ehren geben konnte, ebenso, dass jenes Hauptmittel gegen die Langweile und die Leidenschaften zugleich die Sinne stumpf und den Geist widerspänstig gegen neue Reize macht. (Das fleissigste aller Zeitalter-unser Zeitalter-weiss aus seinem vielen Fleisse und Gelde Nichts zu machen, als immer wieder mehr Geld und immer wieder mehr Fleiss: es gehört eben mehr Genie dazu, Auszugeben, als zu erwerben!-Nun, wir warden unsre “Enkel” haben!) Gelingt die Erziehung, so ist jede Tugend des Einzelnen eind öffentliche Nützlichkeit und ein privater Nachteil im Sinne des höchsten privaten Zieles-wahrscheinlich irgend eine geistig-sinnliche Verkümmerung oder gar der frühzeitige Untergrang: man erwäge der Reihe nach von diesem Gesichtspunkte aus die Tugend des Gehorsams, der Keuschheit, der Pietät, der Gerechtigkeit. Das Lob des Selbstolosen, Aufopfenden Tugendhaften- also Desjenigen, der nicht seine ganze Kraft und Vernunft auf
seine
Erhaltung, Entwickllung, Erhebung, Förderung, Macht-Erweiterung verwendet, sondern in Bezug auf sich bescheiden und gdeankenlos, vielleicht sogar gleichgültid oder ironsiche lebt-dieses Lob ist jedenfalls nicht aus dem Geiste der Selbstlosigkeit entsprungen! Der “Nächste” lobt die Selbstlosigkeit, weil er durch sie
অজানা পৃষ্ঠা